Kerzenl tauchen mein Zimmer in sanftes Licht. Es ist frühmorgens, ich bin ausgeschlafen bzw. sollte es sein, voller guter Dinge, was den Verlauf des vor mir liegenden Tages betrifft, und ich habe genügend Zeit. Beste Voraussetzungen zum Erledigen all dessen, was ich mir vorgenommen habe und jeden (Mon-) Tag aufs Neue vornehme.
Etwas hat mich allerdings während der letzten Tage immer wieder von meinen Erledigungen abgehalten und zu Extrem-Couching und Power-Netflixing gezwungen. Dabei hat gestern das erste Mal seit längerem die Sonne von einem quietschblauen Himmel geschienen. Doch immer, wenn der noch bewegliche Teil von mir fand, jetzt könnte man doch irgendetwas tun, schlich sich ein neuer Vorwand von den hinteren Gehirnregionen in mein Entschuldigungszentrum und erklärte, dass ich ja schließlich auch während des Regens der letzten Tage tapfer unterwegs gewesen war und heute liegenbleiben dürfte. Vom gestrigen Liegenbleiben hat er nichts geflüstert.

Das war Ludwig, mein innerer Schweinehund. Je größer mein schlechtes Gewissen ob der Faulenzerei wurde, des aktiver wurde dieses kleine Arschloch. Ich glaube, er ist seit Donnerstag auch gewachsen. Zusätzlich zur Bewegungsunlust in körperlicher und geistiger Hinsicht hat er gemacht, dass ich viel zuviel gegessen habe und mir immer noch schlecht ist, dass ich eben nicht gelaufen bin und mir keine einzige Zeile aus der Feder gesprungen ist.
Ludwig, die Sau, erklärte mir immer mal wieder, ich sei müde, außerdem sei das Frl. Frieda gerade läufig, das wiederum sei extrem anstrengend für das obere Ende der Leine und es wäre ja auch trotz des Sonnenscheins arschkalt.
Außerdem bin ich dauerunterzuckert. Dass Interessante daran ist, dass mangelnder Zuckerkonsum nicht der Grund sein kann; denn zeitgleich mit dem meteorologischen Winterbeginn begann Ludwig täglich lauter nach Schweinkram zu verlangen. Das hat er im Sommer auch getan, aber ohne Hitzewelle ist es noch schwieriger, dem Gebrüll nicht nachzugeben. Damit er die Klappe hält, bekommt er, was er will. Und um das wieder abzuarbeiten, hätte ich laufen müssen. Oder zumindest ein paar gymnastische Übungen für das gute Gewissen machen. Man kann aber unterzuckert nicht laufen, weil man dann entweder unterwegs ohnmächtig wird oder kotzen muss. Also habe ich lieber weitergegessen: Ein paar Scheiben Brot, lecker Stracciatella-Eis, dem Mann ein paar Stück Geburtstagskuchen weg, und eine Handvoll Datteln zum Nachtisch.

Ludwig ist der Teufel in Schweinehundgestalt, und ich bin ein Opfer, auf das Adipositas zweiten Grades gleich neben dem Kühlschrank lauert!
Außerdem ist Ludwig auch während der letzten Tage wieder ein Stückchen gewachsen – was seinen Hunger nicht geringer gemacht hat.

Wäre ich ein Bär, könnte ich einfach weiterfressen und mich zu einem verspäteten Winterschlaf zurückziehen.

Bin ich aber nicht. Deswegen suche ich einen Schweinehundeschlachter. Liest hier vielleicht einer mit?
Ein Kommentar zu „Gibt es hier einen Schweinehundeschlachter?“