Es geht ja schon damit los, dass mich bei manchen der Herren das Gefühl beschleicht, sie wären in der Sendung „Nuhr im Ersten“ auf ihren Stühlen festgetackert worden und dürften diese nur kurz verlassen, um bei „Pufpaffs Happy Hour“ durch irgendeine Tür auf die Bühne geschubst zu werden. Egal, wann man einschaltet, sie sitzen auf diesen Stühlen oder kommen hereingestürzt und wiederholen dann ihre neueste Nummer.

Damit könnte ich noch leben, wenn auch nicht mehr gut. Bedenklich wird es meiner Ansicht nach, wenn sie in diesen Musiksendungen eingeblendet werden, wo entweder im Rahmen eines Countdowns („Die 20 gefühlvollsten Hits der 77er“, „Best of 90s“ zum Beispiel) oder einer Sendung über das Lebensgefühl von Alt-68ern die Stücke immer nur angespielt werden oder im Hintergrund laufen, während irgendein Möchtegernpromi von seinen Erlebnissen, die er während genau dieses Musikstücks hatte, erzählt. Die einzige Funktion dieser Gestalten ist es meiner Ansicht nach zu verhindern, dass die Zuschauerin die Musik ungestört genießen kann. Zu diesem Zweck labern sie unausgesetzt dazwischen.
Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass sich in diesen Formaten diejenigen treffen, an die man sich nicht erinnern würde, wenn sie nicht dauernd bei diesen Formaten auftauchten und den Musikgenuss störten.
Ich behaupte, dass es spätestens dann mit der Kabarettistenkarriere vorbei ist. Der nächste und meistens auch unausweichliche Schritt ist das Bewerben von langen Pralinen oder Elektroläden. Der übernächste ist dann die Privatinsolvenz, gefolgt von einem Engagement im Dschungelcamp. Das ist entsetzlich und tut besonders weh, wenn es um Menschen geht, die einmal wirklich gute und intelligente Unterhaltung geboten haben.
Vor ein paar Tagen habe ich in einer solchen Sendung Torsten Sträter gesehen. Okay, es war nicht im ausschließlich werbefinanzierten Unterschichtenfernsehen, sondern auf einem öffentlich-rechtlichen Sender, der beim Senden von einer Biersorte unterstützt wird. Da der Herr Sträter aber außerdem noch auf einem der Stühle bei Dieter Nuhr festgetackert zu sein scheint und häufiger auf irgendwelche anderen Bühnen stürzt, bin ich jetzt ein bisschen in Sorge um seine berufliche Zukunft. Falls Sie hier mitlesen, sehr geschätzter Herr Sträter: Bitte gehen Sie nicht ins Dschungelcamp!
